bewertung einer route

dies und das... alles was sonst nirgends rein passt!

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flip
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bewertung einer route

Beitrag von flip » Mi 10.Aug.2005 15:12

hallo zusammen war gerade 3 wochen auf korsika zum klettern und baden.
dabei habe ich festgestellt dass es teilweise sehr grosse unterschiede in der schwierigkeits bewertung gibt.

mich nimmt es nun konkret wunder wie so eine bewertung entsteht.
wer kann beurteilen ob dies eine 4c ist oder eine 5a? ich denke dass jemand, wie die meisten hier im forum, der eine 7a klettert eine 4c ohne problem klettern kann. jedoch einer der nur gerade 5b klettert je nach dem auch bei einer 4c probleme haben kann.
nun kommt ein 7a kletterer und klettert eine neutour und bewertet diese mit 5b. jetzt kommt der 5b kletterer und will diese route machen, scheitert jedoch kläglich :? da es ihm sehr schwer vorkommt. ist nun die route überbewertet oder ist der 5b kletterer eine niete?
kann man eine route auch wieder abwerten?
und was macht der unterschied aus zwischen b und b+?
und wie so sind offtmals leichte routen schlechter gebohrt als schwere?

viele fragen, hoffe auf viele antworten.

mfg
flip

Franz
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Beitrag von Franz » Mi 10.Aug.2005 18:11

Tja, glaub wirklich ein schwieriges Thema.

Sicher ist es einfacher, Sachen zu bewerten, die am eigenen Limit sind. Man kann dann sagen, es ist schwerer als das, was ich schon je gemacht habe. Ob diese Bewertung aber auch für andere stimmt, ist eine andere Sache. Vielleicht waren es ja Bewegungen und Züge, die einem schwerer gefallen sind als andere und anderen liegen gerade diese Züge! Schlussendlich muss sich eine Bewertung von einem Boulder oder einer Route einpendeln. Mit der Zeit liegt sie am richtigen Ort, wenn viele die Route/Boulder geklettert haben.

Schwieriger ist es Routen, die viel einfacher sind als das eigene Niveau, zu bewerten. Man kann vielleicht die Züge mit etwas ähnlichem vergleichen. Aber im Detail, ob ein Plus mehr oder weniger, ist schon eher Glücksache.

Ja, so sehe ich das ungefähr...

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Beitrag von Bergaufbremser » Mi 10.Aug.2005 21:38

Genau das habe ich mich auch schon gefragt. Es ist ja eine sehr individuelle sache finde ich. Der eine ist klein der ander ist gross. Nur schon das kann eine Route erhelich erschweren oder vereinfachen. Wie also bewertet ein Erstbegeher eine Route ?

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Paul
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Beitrag von Paul » Do 11.Aug.2005 10:56

Hallo, Flip

hoppla, jetzt bist Du ja schon recht frühzeitig auf eines der heissesten themen der Sportkletterei gestossen.

Das mit der Bewertung ist das streitigste Thema der Kletterei ueberhaupt.

"mich nimmt es nun konkret wunder wie so eine bewertung entsteht".

=> Dadurch, dass sie von dem der die Tour macht bewertet wird und sich nachher dem allgemeinen Konsens fügt.

"wer kann beurteilen ob dies eine 4c ist oder eine 5a"?

=> Zuerst der erstbegeher, später der Konsens

ich denke dass jemand, wie die meisten hier im forum, der eine 7a klettert eine 4c ohne problem klettern kann. jedoch einer der nur gerade 5b klettert je nach dem auch bei einer 4c probleme haben kann.

=> ja, selbstverständlich. Würd mich schwer käsen, wenn ich aus einer 4c rausfliege.

nun kommt ein 7a kletterer und klettert eine neutour und bewertet diese mit 5b. jetzt kommt der 5b kletterer und will diese route machen, scheitert jedoch kläglich da es ihm sehr schwer vorkommt. ist nun die route überbewertet oder ist der 5b kletterer eine niete?

=> beim 5b- Kletterer kann beides sein: Entweder die Tour ist schwerer als sie bewertet ist, oder der 5b- kletterer ist eine "Niete", weil er entweder schiss hat oder er die 4c- tour nicht lesen kann.

kann man eine route auch wieder abwerten?

=> klar doch, das passiert andauernd, v.a. in hohen schwierigkeitsgraden. Entweder durch den Konsens (Vergleich mit anderen Routen), oder dadurch dass jemand eine leichtere Variante findet, dass etwas ausbricht, oder durch Missgunst.

und was macht der unterschied aus zwischen b und b+?

=> b+ ist etwas schwerer

und wie so sind offtmals leichte routen schlechter gebohrt als schwere?

=> weil sich der Einrichter (der meist recht gut zuweg ist, er kann mit der Bohrmaschine umgehen und hat wahrscheinlich schon einiges an Erfahrung und Können) nicht vorstellen kan, dass gewisse stellen schwer sein können, aus Kostengründen (die Haken und Standplätze kosten Geld, und Geld gibt man lieber für etwas prestige- trächtiges aus, also eine schwerere tour), oder, und vor allem, weil die leichten Touren meistens nur sanierte alte Touren sind. Damals war es noch in Mode, beim Klettern das Leben zu riskieren :?

Das ist unvorteilhaft, und kann gerade den Beginner ablöschen, denn gerade die leichten Touren sind oftmals noch an sich gefährlich: Man kann auf einen Absatz plumpsen, oft gibt es Querungen, meist ist der Fels schlecht (irgendwelche fiesen brüchigen Kanten, und so...)

Das schöne Sportklettern fängt so etwa bei 6b+ an, finde ich. Natürlich gibt es grandiose Ausnahmen...

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domi
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Beitrag von domi » Do 11.Aug.2005 11:19

also, ich find eigentlich das klettern an sich immer schwierig :P

und das mit den schwierigkeitsgraden - ich versuch, die zahl mehr so als anhaltspunkt zu nehmen, ob es überhaupt sinn macht, wenn ich in diese tour einsteige oder dass ich nicht mit einer 7c aufwärmen muss.
die schönheit einer tour, der züge, ist mir wichtiger.

den einen fällt sie leichter, den anderen schwerer (so wie mir meistens)

:twisted: selbstverständlich steigt mein ego bei einer 8a auch wesentlich höher, als bei ner strengen 7c+ :twisted:

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Beitrag von flip » Do 11.Aug.2005 11:22

also das mitem frieziitig isch nit dr fall. bis jetzte hann ichs eifach nie e so gravierend gfunde wie in korsika.
do hämmer e route klätteret wo als 4b aagä gseh isch und sin nit wirklich schöön uffe ko, und handkerum hämmer e 6c onsight klätteret!! ka si dass es e fehler im fierer isch, aber wär weis das scho bi däm lausige topo material wos git.

und uns isches ebbe e paar moll eso gange. ich hann immer s gfühl ka dass dr basler jura eher hart bewärtet isch, aber so isches nit. in caporalinu hämmer supr schöni 5b + 5c route klätteret mega super züg und voll geile löchrige kalk, aber mindischtens so schwer wie bi uns 6a.

und denne hämmer e route klätteret miteme 5c quergang dinne (also sicher ebbe au 6a) und denne so blöd uff ribig sto und zum hebe hets ebbe nit wirglig vill ka. und denne dr zue no e bitzeli blöd bohrt.
aber eigentligg wott ich nit klage mir sin immer uffeko und es hat schampar spass gmacht.

denne das wägem b+ isch scho klar dass es schwerer isch, aber wie vill schwerer? was machts uss? ei einzige zug? wo verlicht eigentligg scho c wär aber will alles andere ebbe b isch gits denne ebbe b+?

mfg
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liegefaktor

Beitrag von stefano » Do 11.Aug.2005 11:36

gibt nicht viel zu pauls bemerkungen hinzuzfügen, aber es gibt natürlich noch den liegefaktor, also d.h. jedes gebiet hat seine besonderheiten wie aufleger, untergriffe, glatter oder rauer fels, leisten, löcher usw....
und dies bedeutet, dass der local easy in seinen gebieten hochspaziert und du als fremdling dich erst 1-2 tage oder auch länger an den fels gewöhnen musst und dir die routen somit hart bewertet erscheinen

zum bewerten allgemein gilt auch, je mehr routen du in einem bestimmten grad geklettert hast, umso besser kannst diesen grad auch bewerten. also viele jahre erfahrung....
ich denke ab 6a aufwärts bin ich da meistens ungefähr bei den leuten, bei leichtern touren, welche ich kaum mehr klettere (seit ich keine kletternde freundin mehr habe :wink: ), würde ich mir nicht mehr anmassen eine 5a von ner 5b+ unterscheiden zu können.

bewertungen ist ein genau so gutes thema wie das wetter, man kann immer darüber quatschen und streiten....
gruss stefano

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Beitrag von domi » Do 11.Aug.2005 11:46

ich hab schon bemerkt, dass vor allem in klettergebieten mit mehrheitlich schwierigen touren, die einfachen recht hart bewertet sind, weil sie meist auch von den erschliessern der schweren touren eingerichtet und bewertet wurden. und ehrlich gesagt, hab auch ich mühe nach einer gekletterten 7c eine einfachere route mit 5b oder 5c+ zu bewerten. dafür müsste ich einfach viele touren in diesem schwierigkeitsgrad klettern. ich denke, bei den einrichtern in korsika könnte dies auch der fall gewesen sein, wie dies in mallorca auch der fall ist. routen bis 5c sind extrem hart bewertet, ab 7a wirds realistischer.

was eine 5b zu einer 5b+ macht ist schwer zu sagen, oft dünkt es mich, dass ein einzelner zug etwas härter ist, eine etwas schwerere schlüsselstelle, blockier- oder längenzug.

gruzz domi

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Beitrag von flip » Do 11.Aug.2005 13:49

jo so iches ich ka au besser feststelle öbb das wirglig e 5c isch will ich meischtens in dämm grad unterwägs bi (dank kletternder freundin 8) )
au bimene 6a ka is no öbbe abschätze.
wends denn schwiriger wird hann ich zwenig erfahrig.

mfg
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ist wirklich schwierig..

Beitrag von Melih » Do 11.Aug.2005 15:02

Ich klettere noch nicht ganz so lang(ca 6b+), aber ich merke auch das es von Gebiet zu Gebiet verschieden ist, was man klettern kann.
Es kommt bei mir auch darauf an mit wem ich klettere.
Ist jemand dabei der besser klettert, dann gehts auch bei mir besser. Vorallem wenn die Person auch noch weiblich ist 8)

gruss
melih

Bergaufbremser
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Beitrag von Bergaufbremser » Fr 12.Aug.2005 10:51

Ich hätte auch noch eine Frage.

In der Halle (Gaswerk Schlieren) schaffe ich Routen um den 7ten Schwierigkeitsgrad. In der Mettmen Alp hingegen komme ich gerade so eine 6 (nach Plasir) hoch.
Klar Halle und drausen kann man nur schwer vergleichen. Aber kann es sein das die Leute in Schlieren "harmloser" bewerten als es im Plasir der Fall ist ?

Sind die Toppos untereinander auch so unterschiedlich in der Bewertung ?
Zuletzt geändert von Bergaufbremser am Fr 12.Aug.2005 11:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von domi » Fr 12.Aug.2005 11:02

wenn du natürlich in schlieren die langen ausdauer-henkel 6b's durchkraulst, kann es schon sein, dass dir die eher kürzeren und kleingriffigeren routen in der mettmenalp etwas schwerer fallen. kürzere tour = schwerere einzelzüge, weil der ausdauerfaktor wegfällt. wenn du in einer halle kletterst, die weniger höhe als schlieren hat, so sind die routen auch mehr boulderartig. die züge sind komplexer. man kann auf 12 metern höhe keine ausdauer- henkel 6a schrauben, es sei denn, es wäre extrem überhängend. dann kommt noch dazu das der fels in der mettmen erst etwas gewöhnungsbedürftig ist.

gruzz domi

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