Eptige (Judenbündel)

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Eptige (Judenbündel)

Beitrag von stefano » Fr 10.Jan.2003 16:18

wie Ihr wisst sind ja links von der route "on a blue sunday morning" und rechts von "obsession" alle Haken entfernt wuden!

Nachfolgend seht Ihr mein email an herrn imbeck (Leiter der kant. Fachstelle für Natur- und Landschaftsschutz Baselland) sowie seine antwort!
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Sehr geehrter Herr Imbeck

Im Juli 2002 wurden im klettergebiet Eptige von kantonaler Stelle sehr viele Touren rückgebaut (d.h. die Haken entfernt).

Ich und viele weitere Kletterer sind natürlich sehr enttäuscht darüber!
Ich habe jedoch ein Verständnis dafür wenn aus Naturschutzgründen das Klettern Zonenweise verboten wird.
Es ist an diesem Fels alles etwas dunkel und vor allem auf der Ostseite feucht-modrig. Es würde mich brennend interessieren welche seltenen Pflanzen, Vögel, Echsen etc. dieses Klima aufsuchen? Ich bin kein Spezialist aber mir ist diesbezüglich keine seltene Tier- oder Pflanzenart bekannt. Weiter möchte ich gerne wissen was in den Kletterjahren 1991 bis 2002 denn durch die Kletterer kaputt gemacht wurde?
Wissen Sie etwas über den Verbleib des entfernten Hakenmaterials?

Ich danke Ihnen für die Beantwortung meiner Fragen!

Freundliche Grüsse

Stefano Soppelsa, Zofingen

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Sehr geehrter Herr Soppelsa,

Ihre Fragen kann ich wie folgt beantworten:

1. Detaillierte Untersuchungen über die Fauna und Flora des Gebietes
liegen
nicht vor. Dies ist insofern nicht tragisch, als derart reichgegliderte
Felsgebiete mit unterschiedlichen Expositionen eine rosse
Standortvielfalt
aufweisen. Solch vielfältige Gebiete sind natur- bzw.
erfahrungsgemäss sehr
artenreich und reich an Standortspezialiste (=seltenen Arten).
Deshalb haben
sie einen hohen naturschützerischen Wert. Generell lässt sich
sagen, dass
nährstoffarme, trocken-heisse, schattig-feuchte, dynamische und
ungestörte
Standorte immer besonders wertvoll sind. Dabei ist auch zu bedenken,
dass
die Natur nicht nur aus Pflanzen, Vögeln und Eidechsen besteht. Auch
an
Felsstandorten ist die Biodiversität viel höher durch das Vorkommen
unterschiedlichster Artengruppen, wie Flechten, Algen, Moose,
Wirbellose
etc. Die Einschränkung der Kletterei erfolgte hier nicht primär
aufgrund
bestimmter Arten, sondern weil es sich um ein Naturschutzgebiet
handelt, in
dessen Kerngebiet die Natur sich selber überlassen bleiben soll
(Waldreservat).

2. Die durch die Kletterei verursachten Schäden lassen sich heute
nicht
quantifizieren, weil der Ausgangszustand nicht dokumentiert ist.
Trotzdem
sind die Beeinträchtigungen derart gross, dass sie für jedermann
sichtbar
sind. Wesentlich ist auch, dass die Erschliessung seinerzeit illegal
erfolgte, weil das Gebiet bereits ein Naturschutzgebiet war. Die
Aufhebung
verschiedener Klettersektoren ist daher nicht nur als eine minimale
Wiedergutmachung an der Natur zu werten, sondern auch als
erforderliche
Massnahme zur Entschärfung des Konfliktes zwischen der Kletterei und
den
Naturschutzzielen (Totalresevat) . Auf eine Totalsperrung haben wir
verzichtet, weil im Bereich des Wasserfalles bereits eine Feuerstelle
besteht (Picnic-Platz) und das Gebiet verkehrstechnisch günstig
liegt.

3. Was mit den entfernten Installationen geschehen ist, wissen wir
nicht.

Mit freundlichen Grüssen

P. Imbeck

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