Drohende Kletterverbote an der Falkenfluh!

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Patrik Müller
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Drohende Kletterverbote an der Falkenfluh!

Beitrag von Patrik Müller » Di 20.Mai.2008 22:17

Bald Kletterverbote an der Falkenfluh?

Eine Untersuchung des NLU (Institut für Natur- Landschafts- und Umweltschutz) der Universität Basel hat ergeben, dass im Sektor "Falkenspitz" und "Amboss" einen ausserordentlichen Artenreichtum festgestellt werden kann. Vor allem Schnecken und Pflanzen. Im Vergleich zu einer Untersuchung aus dem 2002 des selben Instituts konnten 2 Arten aus der roten Liste nicht mehr nachgewiesen werden. Wo genau wird im Bericht nicht erklärt. Dafür dass der "Nicht-Nachweis" evtl. auf meteorologische Phänomene zurückgeführt werden kann...
Dennoch wird für die beiden erwähnten Sektoren ein komplettes Kletterverbot verlangt!

Die IG Klettern und der SAC sind erstaunt, dass in der Sammlung untersuchter Klettergebiete, immer die am meisten und längsten (teilweise seit über 60 Jahren) bekletterten Sektoren die grösste Artenvielfalt aufweisen.

Die IG Klettern, der SAC und die Patronagesektion verlangen jetzt das Gespräch mit den Behörden und den Verfassern dieser Untersuchung, und Klärung diverser Fragen die dieser Untersuchungsbericht aufwirft.

Die IG Klettern und der SAC behalten sich vor, je nach Ergebnis der Gespräche, den NLU- Untersuchungsbericht hier im Internet zu veröffentlichen und ebenfalls die mit dem Kanton Baselland geplante Pressekonferenz zum Kletterkonzept Baselland ausfallen zu lassen.

Wir setzen uns für die letzten verbleibenden leichteren Routen im Basler Jura ein! Weitere aktuelle Infos laufend unter www.igklettern-basel.ch

Lupo
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Beitrag von Lupo » Mi 21.Mai.2008 08:42

Man sollte mal eine Untersuchung lancieren, ob nicht vielleicht genau das Klettern für diese Artenvielfalt verantwortlich ist...!!!
Immerhin bedeutet Klettern ja auch eine gewisse "Landschaftspflege" :D.
Dort wo nicht geklettert wird und alles unter Moos erstickt, gibt es bestimmt auch keine hohe Artenvielfalt...
Ist schon komisch, wenn an den traditionellen Kletterfelsen die meisten Arten anzutreffen sind (und die Falkenfluh ist dafür nicht das einzige Beispiel).

Gruss Wolfgang

alex
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Untersuchungen in Gebieten ohne Klettern?

Beitrag von alex » Mi 11.Jun.2008 08:52

Weiss jemand, ob die gleichen Untersuchungen auch in Gebieten gemacht wurden, in denen nicht geklettert wird?

Mich persönlich würde es interessieren,
- ob schützenswerten Lebewesen dort auch vorkommen oder nur an den Kletterfelsen,
- ob die Felsschnecken etc. nicht auch z.B. an sonnigen Stützmauern entlang von Strassen und Eisenbahn vorkommen,

Falls es solche Informationen noch nicht gibt, wäre zu diskutieren, ob man das aus eigener Initiative mal selber untersuchen soll. Leider bin ich selber kein Pflanzen/Tierspezialist.

Gruss
Alex

Lupo
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Beitrag von Lupo » Mi 11.Jun.2008 16:48

Nun…, wenn wir schon dabei sind:
Ich persönlich vermute das grösste Vorkommen von schützenswerter Felskopfvegetation auf den Flachdächern unserer Städte…
Im Rahmen von Industriekletterarbeiten komme ich immer mal wieder auf Flachdächer von alten Industrieanlagen. Die Pflanzen, die dort teilweise wachsen erinnern mich sehr stark an diejenigen, die ich von den Felsköpfen kenne!!!
Es wäre bestimmt mal interessant genauer zu schauen…
(nur: wer sperrt dann die Novartis, oder wird die BASF bald als Biotop ausgewiesen :D ???).
Viele Grüsse
Wolfgang

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egidio
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Beitrag von egidio » Mi 11.Jun.2008 23:56

:arrow:
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domi
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Beitrag von domi » Do 12.Jun.2008 07:47

wer schützt uns vor der natur? :lol: Könnte man die wiesen unter den klettergärten mähen - habe heuschnupfen und die zustiege teeren wegen den zecken...
denke, politiker sollten gscheiteres zu tun haben, als sich mit felssperrungen zu vertrödeln.

Lupo
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Beitrag von Lupo » Do 12.Jun.2008 10:53

Edigo hat Recht: wir sind alle keine Naturschützer. Allein durch unser Dasein stören wir die Natur!!
Wir sind aber auch keine Naturnutzer (wie das manche Natürschützer sehen), sondern wir sind TEIL der Natur.
Mich regt es auf, dass sich irgendwelche Naturschützer dadurch profilieren wollen, mich als Kletterer von den Felsen zu verbannen. Warum darf die Schnecke am Fels rumklettern, ich aber nicht??? Bin ich bloss weil ich Kletterer bin, auch gleichzeitig ein Umweltsünder??

Ich bin sehr froh, dass es diverse IG- Klettern und sonstige engagierte Leute gibt, die versuchen, auch meine Bedürfnisse zu schützen.
Gruss aus Bern
Wolfgang

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egidio
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Beitrag von egidio » Do 12.Jun.2008 12:46

:!:
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Beitrag von Lupo » Do 12.Jun.2008 15:00

Wenn man das ganze auf Millionenlichtjahrebasis betrachtet: absolut richtig.
Ich möchte aber heutzutage klettern... und ich habe keinen Spass illegal im Wald an irgendwelchen gesperrten Felsen rumzuklettern - und leider kann ich auch keine million Jahre warten!!


Aber noch mal zurück zum Ursprungsthema "Felssperrungen":

Aus einer Zeit als Verhandeln noch nicht der "normale" Fall war, möchte ich zu Abschluss noch eine kleine Anekdote erzählen. Diese erklärt vielleicht ein wenig, warum manch Kletterer (wie ich z.B.) etwas „sensibel“ reagiert, wenn es um Felssperrungen geht:

Mitte der 80er Jahre war im Donautal in Süddeutschland das „goldene Zeitalter“. Junge Kletterer wie Michael Steimle, „Happy“ Volk und andere waren stolze Besitzer ihrer ersten Akkubohrmaschine. Die Erschliessung der besten Linien im „Däle“ war im vollen Gange.
Logischerweise wurden auch die Abstände der Auflagen des Kletterführers immer kürzer und der Führer immer umfangreicher.
Damals war es üblich, in den Führern irgendeinen „Joke“ zu platzieren. Der Joke der 3. oder 4. Auflage des Donautalführers war der „Grosse Schwindelturm“. Im Topo allseitig überhängend, mit gnadenlos schweren Routen. Routen wie „Manchen kommts im Traum“ oder „Lug und Trug“ (Erstbegeher Gebrüder Schwindel) sollten auswärtige Kletterer aufs Glatteis führen. Wahrscheinlich gab es nicht allzu viele Kletterer, welche auf der Suche nach dem Turm durch den Wald irrten, denn leider verbreitete sich die Auflösung des Jokes sehr schnell in der Szene.
Dies Teil 1 der Geschichte.

Es dauerte nicht lange und dunkle Wolken zogen über dem Donautal auf. Naturschützer sahen in den Kletterern dankbare Feindbilder und die unbeschwerte Zeit des Kletterns im „Däle“ war endgültig beendet. Teils wirklich wüste Aktionen beider Interessensgruppen waren die Folge.
Den Behörden wurde seitens der Naturschützer eine Liste von Felsen vorgelegt, welche die Naturschützer ihren Angaben nach einzeln kartiert und für unbedingt schützenswert hielten.
Kurz darauf wurden alle Felsen auf dieser Liste für das Klettern gesperrt. Über zweidrittel aller Felsen des Donautals wurden offiziell unter ein absolutes Kletterverbot gestellt – unter anderem der „Grosse Schwindelturm“!!!!

Heute ist der „Grosse Schwindelturm“ nicht mehr auf der Liste der gesperrten Felsen.
Hurra !!!

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